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Stammwährung: Währungsrisiken steuern
Viele Schweizer Anleger investieren heute global – in Aktien, Anleihen, Rohstoffe oder Immobilienfonds. Was oft unterschätzt wird: Jede Auslandsanlage bringt automatisch Währungsrisiken mit sich.
Ein Beispiel:
- Sie kaufen einen US-ETF auf den S&P 500.
- Der ETF kann steigen, während der USD/CHF fällt.
- In USD sieht Ihr Investment gut aus – in CHF möglicherweise nicht.
Fazit: Wer seine Ziele, Ausgaben und Altersvorsorge in CHF plant, muss auch die Rendite und Risiken in CHF verstehen und steuern. Dieser Artikel zeigt, wie man das systematisch macht und wie typische Missverständnisse vermieden werden.
1) Die Stammwährung – das Fundament jeder Finanzplanung
Die Stammwährung ist die Währung, in der Sie:
- Ihr Einkommen erzielen (z. B. Lohn),
- Ihre Ausgaben tätigen (Miete, Krankenkasse, Steuern),
- und Ihre Ziele definieren (Pension, Hauskauf, Ausbildung der Kinder).
Für fast alle in der Schweiz ist das CHF.
Weshalb das wichtig ist:
- Die Performance Ihres Portfolios muss in CHF gemessen werden.
- FX-Schwankungen sind nur insoweit relevant, wie sie die Erreichung Ihrer CHF-Ziele beeinflussen.
- USD- oder EUR-Kurven in Broschüren sind Nebenschauplätze – entscheidend ist, was am Ende in CHF übrig bleibt.
Beispiel: Ein Depot hat in USD seit Jahresbeginn +15 % zugelegt. Der USD/CHF hat im gleichen Zeitraum -12 % verloren. In CHF beträgt Ihr Gewinn nur +2,6 % – und das vor Gebühren und Steuern.
2) Wie Währungsrisiken entstehen
Währungsrisiken haben drei typische Quellen:
-
Transaktionsrisiko – Kauf oder Verkauf in einer Fremdwährung.
Beispiel: Sie kaufen einen US-ETF. Der Broker wechselt CHF in USD zum Tageskurs.
-
Translationsrisiko – Bewertung in Fremdwährung, Reporting in CHF.
Beispiel: Ihr Depot zeigt eine Position in USD an, die monatlich in CHF umgerechnet wird.
-
Ökonomische Exponierung – das Geschäftsmodell eines Unternehmens reagiert auf FX.
Beispiel: Nestlé verkauft global. Der Gewinn hängt von Wechselkursen ab, auch wenn die Aktie in CHF kotiert.
Wichtig: Auch wenn ein ETF an der SIX in CHF handelbar ist, bedeutet das nicht, dass kein Währungsrisiko existiert. Entscheidend sind die Basiswerte (Underlying).
3) Steuerungsinstrumente für Währungsrisiken
3.1 Währungsdiversifikation
Ein globales Aktienportfolio verteilt sich automatisch auf verschiedene Währungen (USD, EUR, JPY usw.). Das reduziert das Risiko, dass eine einzelne Währung dominiert.
3.2 Hedging (Absicherung)
Hedging neutralisiert den Einfluss der Währung. Das funktioniert z. B. durch:
- CHF-hedged-Shareclasses: Der ETF selbst enthält ein eingebautes Hedge.
- Forwards/Futures: Direkter Abschluss von Währungs-Termingeschäften (aufwendiger).
Vorteil:
- Die Wertentwicklung in CHF entspricht hauptsächlich der Kursbewegung der Anlage selbst – nicht der Währung.
Nachteil:
- Hedge-Kosten variieren, abhängig von Zinsunterschieden (Carry).
- Leichte Abweichungen möglich (Tracking Error).
4) Wie stark soll man absichern?
Die Höhe der Absicherung hängt ab von:
- Zeithorizont: Je kürzer der Zeitraum, desto höher sollte der Hedge-Anteil sein.
- Risikobudget: Je geringer die Risikobereitschaft, desto stärker absichern.
- Markterwartungen: Wenn der USD tendenziell stark ist, kann ein ungehedged-Anteil sinnvoll sein.
Faustregeln:
- ≤ 5 Jahre: 60–100 % Hedge (maximale Planbarkeit).
- 5–10 Jahre: 30–60 % Hedge (Balance zwischen Kosten und Glättung).
- > 10 Jahre: 20–50 % Hedge – CHF neigt langfristig zur Stärke.
Hinweis: Für Anleihen fast immer nahe 100 % Hedge, da sie primär Stabilität liefern sollen.
5) Praxisbeispiel: Hedge vs. kein Hedge
Annahme:
- Start mit 1’000 CHF oder 1’000 USD
- USD/CHF zu Beginn = 1.00
- USD/CHF am Ende = 0.792
Szenario | Wert in CHF | Rendite in CHF |
---|---|---|
Kauf in CHF (CHF-Gold-ETF) | 1’954.29 CHF | +95.43 % |
Kauf in USD, Rücktausch in CHF (US-Gold-ETF) | 1’778.78 CHF | +77.88 % |
Ergebnis: Differenz von 17,55 Prozentpunkten nur durch den Währungspfad.
Schlussfolgerung: Die Zielwährung entscheidet, was am Ende für Sie zählt. Hedged-Produkte erhöhen Planbarkeit – ungehedged erhöht Schwankungen.
6) Gold – kein Sonderfall
Viele Anleger glauben, dass Gold kein Währungsrisiko hat. Das stimmt nicht, wenn Sie in CHF denken:
[ \text{Gold in CHF} = \text{XAUUSD} \times \text{USD/CHF} ]
- Steigt der Goldpreis, aber fällt der USD, kann der Effekt in CHF teilweise oder ganz neutralisiert werden.
- Das USD-Exposure ist real und sollte wie bei Aktien bewusst gesteuert werden.
Wann hedgen?
- Wenn Ihr Ziel klar in CHF definiert ist (z. B. Altersvorsorge in der Schweiz).
- Wenn Sie starke Schwankungen vermeiden möchten.
Wann nicht hedgen?
- Wenn Sie bewusst USD halten möchten (z. B. als Krisenwährung).
- Wenn Sie sehr langfristig investieren und Kosten minimieren wollen.
7) Anbieter-Fallstudie: Fehlende Transparenz als Risiko
Im September 2025 zeigte eine Schweizer Robo-Advisor-Plattform ein Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte:
- Gold und USD-lastige Aktien-ETFs wurden im Reporting unter „Andere Währungen“ ausgewiesen – statt klar als USD-Exposure.
- Kunden erhielten die Aussage, Gold müsse nicht gehedged werden, da es „global intrinsisch“ sei.
Folgen für Anleger:
- Kein klares Bild, wie viel USD-Risiko tatsächlich im Portfolio steckt.
- Schwieriger, eine Hedge-Politik bewusst umzusetzen.
- Gefahr, dass Entscheidungen auf Basis falscher oder unvollständiger Daten getroffen werden.
Best Practice:
- Immer klar ausweisen, wie hoch der USD-Anteil ist.
- Hedge-Optionen transparent darstellen.
8) Beispiel-Portfolios
A) Stabilitätsfokus (mittlerer Horizont)
- 60 % globale Aktien – davon 50 % CHF-hedged
- 35 % CHF-Anleihen (Staats/IG, Laufzeitenmix)
- 5 % CHF-Geldmarkt
B) Wachstumsfokus (langer Horizont, hohe Volatilität ok)
- 85 % globale Aktien – ungehedged
- 10 % CHF-Anleihen
- 5 % CHF-Geldmarkt
C) Ziel in Fremdwährung (z. B. EUR in 3–5 Jahren)
- 50 % EUR-Cash/Geldmarkt
- 30 % EUR-gehedgte Anleihen
- 20 % globale Aktien, teil-gehedged
9) Umsetzung – Schritt-für-Schritt-Checkliste
- Ziele in CHF definieren (z. B. CHF 500’000 für Pension in 15 Jahren).
- Ist-Analyse durchführen: Welche Währungen sind aktuell im Portfolio?
- Hedge-Politik festlegen: Quote je Baustein (Aktien, Anleihen, Gold, Cash).
- Produkte auswählen: Domizil, Kosten (TER), richtige Shareclass (CHF-hedged oder nicht).
- Automatisieren: Sparpläne und jährliches Rebalancing.
- Steuern & Gebühren prüfen: Quellensteuern, Stempelabgabe, FX-Spreads.
- Reporting konsequent in CHF führen.
10) Häufige Missverständnisse
Aussage | Realität |
---|---|
„Hedging kostet immer Rendite.“ | Nicht zwingend – Ziel ist Volatilitätsreduktion; Kosten hängen von Zinsdifferenzen ab. |
„Ungehedged = bessere Diversifikation.“ | Teilweise richtig, aber bringt höhere CHF-Schwankungen. |
„USD-Obligationen sind attraktiver.“ | Ohne Hedge wird das FX-Risiko in den Stabilisator importiert – Zielverfehlung möglich. |
„USD-Performance reicht zur Beurteilung.“ | Nein. Relevant ist die CHF-Rendite. |
„Gold hat kein Währungsrisiko.“ | Nein. Relevant ist, in welcher Währung das Instrument kotiert ist. |
11) Makro-Ausblick 2025–2030
- Geopolitik: Spannungen USA–China, Technologie-Standards, Lieferketten-Risiken.
- USD bleibt Leitwährung, verliert aber langsam an Dominanz.
- Schweizer Franken bleibt stabiler Anker, kann bei Krisen stark aufwerten.
Ableitungen für Anleger:
- Reporting immer in CHF führen.
- Teil-Hedges bei USD-Übergewicht einbauen.
- Cash-Reserven in CHF halten.
Fazit
Eine CHF-zentrierte Denkweise bringt Klarheit und Planbarkeit:
- Ziele und Messung in CHF,
- Instrumente passend zum Währungsziel,
- Hedge-Quote bewusst steuern.
So nutzen Sie globale Renditen – ohne, dass der Wechselkurs Ihre Zielerreichung dominiert.
Hinweis: Dieser Artikel ist keine Anlageberatung. Entscheidungen sollten immer auf Ihre persönliche Situation und Risikotoleranz abgestimmt werden.
Kernbotschaft: Währungsrisiken sind kein Schicksal. Mit der richtigen Struktur, klaren Daten und einer konsequenten CHF-Perspektive lassen sie sich aktiv steuern – damit Sie Ihre Ziele sicher erreichen.